Swish: Die schwedische App fürs Bezahlen per Smartphone

Eine Frau bezahlt in einem Café mit Swish.
Mit Swish bezahlen die Schweden nicht nur Kleinbeträge untereinander. Auch viele Cafés bieten die Zahlungsweise an (Foto: Getswish AB).

Last Updated on 14. Dezember 2023 by Inka

Nach zig Jahren habe ich mir endlich wieder ein neues Smartphone zugelegt. Ich habe lange darauf hingefiebert, denn ich habe mich für ein Modell mit Dual-Sim entschieden. So kann ich meine deutsche Mobilnummer behalten, auf die ich beruflich angewiesen bin, und mir zusätzlich noch eine schwedische Mobilnummer zulegen. Damit steht auch Swish nichts mehr im Wege.

Ich finde Bargeld einfach nur lästig. Es fängt mit der Suche nach einem Geldautomaten an, der meinen Besuch nicht mit Gebühren bestraft. Dann muss ich mir darüber klar werden, wie viel ich eigentlich holen soll. Wenn ich für den Flohmarkt 50 Euro Bargeld abhebe, hätte ich garantiert 100 Euro gebraucht. Entscheide ich mich für 100 Euro, finde ich bis auf ein paar Kleinigkeiten nichts und habe die nächsten Monate klingelnde Münzen in der Hosentasche. Mein Geldbeutel ist nämlich auf Karten ausgelegt; Bargeld hat dort keinen Platz.

Außerdem habe ich einen besseren Überblick, wenn ich mit Karte bezahle. Das Argument, dann mehr Geld auszugeben, kann ich nicht nachvollziehen. Ich weiß, wie viel ich auf dem Konto habe und was ich mir leisten kann. Außerdem kann ich dank Karte noch Jahrzehnte später meine Transaktionen checken. Auf alten Kontoauszügen lese ich nur: aha, 50 DM abgehoben. Drei Tage später 100 DM. Was ich aber damit gemacht habe, weiß ich beim besten Willen nicht mehr.

Bargeldloses Bezahlen ist Alltag in Schweden

Vielen Schweden geht es so wie mir. Nur jeder fünfte Einkauf wird in Schweden mit Bargeld getätigt. In Deutschland ist es jeder zweite. 2017 waren nach Angaben der schwedischen Notenbank noch 57 Milliarden Kronen Bargeld im Umlauf. Das ist nur noch etwas mehr als die Hälfte als zehn Jahre zuvor.

Swish ist eine App für das Smartphone. Damit zu bezahlen ist kinderleicht.
App öffnen, Betrag eingeben, an Freunde senden: Für viele Schweden ist Swishen ganz normal (Foto: Getswish AB).

Mit Swish kann ich nun auch bargeldlos bezahlen, ohne das mein Gegenüber einen Kartenleser dabei haben muss. Auch die IBAN ist überflüssig, lediglich die Mobilnummer des Empfängers muss ich kennen. Das Ganze dauert nur wenige Sekunden, danach wird der Betrag in Echtzeit auf das verbundene Konto überwiesen.

Ich swishe, du swishst, alle swishen

Diese Einfachheit hat dazu beigetragen, dass sich Swish in Windeseile in ganz Schweden verbreitet hat. Die App wurde 2012 von den sechs schwedischen Großbanken entwickelt und hat am 17. Juni 2022 den Meilenstein von acht Millionen Privatnutzern überschritten. Swish hat in der Altersgruppe der 15- bis 65-Jährigen einen Abdeckung von etwa 95 Prozent. Rund 2,7 Millionen Transaktionen werden jeden Tag damit getätigt, etwa die Hälfte davon gehen an Unternehmen. Swish ist so alltäglich, dass sich das daraus abgleitete Verb swisha genauso selbstverständlich im schwedischen Sprachgebrauch etabliert hat wie googlen im Deutschen.

Swish ist eigentlich für Kleinstzahlungen zwischen Privatleuten gedacht. Vor allem Kleinbeträge werden hin- und hergeschoben. Kollegen zahlen sich damit das geliehene Geld für das Mittagessen zurück, Freunde teilen sich die Kosten für Geburtstagsgeschenke auf. Kinder bekommen darüber ihr Taschengeld ausgezahlt. Auf dem Flohmarkt hängen Anbieter ihre Swish-Nummer an den Stand, in der Kirche wird die Kollekte per App aufgestockt. Ich habe sogar gehört, dass sich bisweilen sogar Obdachlose mit Swish Geld erhoffen. Man muss mit der Zeit gehen. Mittlerweile bieten auch immer mehr Gewerbetreibende die Zahlung per Swish an: der Hofladen auf dem Land, der ICA in der Stadt. Ist halt einfach praktisch, Swish hat hier jeder.

Swish in Kürze Swish in Kürze
Swish ist eine App für’s Smartphone, mit der sich kleinere Geldbeträge von einem Konto auf’s andere übertragen lassen. Voraussetzung für die Nutzung ist eine Personennummer, ein schwedisches Konto und eine schwedische Mobilnummer. Swish gibt es für Android (aus dem Google Playstore) und das iPhone (von iTunes). Die App ist kostenlos.

Der Frage, ob auch deutsche Urlauber Swish nutzen können, gehe ich hier auf den Grund.


 

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25 Kommentare

    • Hej Marina,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Wie toll, dass wusste ich gar nicht. Bei einer deutschen Telefonnummer wird man sich vermutlich für Swish direkt an die Bank wenden müssen, oder? Über das Homebanking ließ es sich bei mir und meiner Bank jedenfalls nur mit einer schwedischen Telefonnummer aktivieren.

      Herzlichen Gruß aus Schweden
      Inka

      • hallo, ich habe es online gemacht, erst eine schwedische nummer angegeben, die ich aber nicht benutze, und dann meine deutsche und das klappt prima, also probier mal eine zusätzliche nummer online zu aktivieren, und zwar deine deutsche, bei mir ist es swedbank

        • Das bedeutet aber, dass auch Du nicht ohne eine schwedische Handynummer ausgekommen bist, richtig? Jetzt noch auf eine deutsche Nummer zu wechseln, macht für mich keinen Sinn. Nun habe ich die schwedische Nummer und nutze sie auch. Alles funktioniert und ich bin glücklich 🙂

          • nee, ich habe 2 nummern hinterlegt, eine schwedische und eine deutsche, benutze aber nur die deutsche, da ich da internet habe, auf der schwedischen nicht, handy mit 2 simcard benutzen ich auch, eine feine sache. ok, wollte dich nicht belehren, nur meine erfahrungen weitergeben. schönen abend noch.

          • Das habe ich auch nicht so aufgefasst – ganz im Gegenteil! Ich danke Dir sehr für den Input. Im Artikel werde ich auch einen entsprechenden Hinweis ergänzen.

            Einen ganz, ganz lieben Gruß von Schweden nach Schweden 🙂

  1. Hallo Marina, ich versuche seit einiger Zeit Swish einzurichten. Irgendwie bin ich am verzweifeln. Ok, ich habe es immer mit meiner deutschen Handynummer gemacht. Muss wohl mal die Karte aus Schweden hinterlegen.
    Weißt du ob die Einrichtung auch für Deutsche geht, die nur ein Haus in Schweden besitzen, aber dort nicht ihren ständigen Wohnsitz haben? Ich habe für das Haus nur eine Steuernummer und nicht die Personennummer.
    Schöne Grüße aus der Nachbarschaft (Hultsjö)

      • Hej Marina,

        nicht unbedingt. Ich kenne einige deutsche Ferienhausbesitzer, die auch ohne Personennummer ein Konto in Schweden eröffnen konnten. Es macht der Bank allerdings mehr Papierkram, daher lehnen manche Banken leider ab.

        Herzlichen Gruß!
        Inka

        • Hallo Inka, das Konto eröffnen war damals(vor 12 Jahren) überhaupt kein Problem. Dazu bekam ich noch von Skatteverket die Steuer-ID nach dem Hauskauf.
          Ich frage im Juli bei Handelsbanken mal nach.
          Schöne Grüße nach Växjö und Sävsjö.
          Uwe

        • hallo, konto ist klar, wir hatten auch schon vorher unser konto, aber swish, da bin ich nicht sicher, ob da nicht id-card benötigt wird, mit der deutschen handy-nr. klappt es auf jeden fall.

    • Hej Uwe,

      ich weiß nicht, ob Marina mitließt. Aber ich helfe gerne.
      Also: Für Swish ist es eigentlich völlig unerheblich, ob Du dauerhaft in Schweden lebst oder nicht. Wenn Du ein schwedisches Konto hast und eine schwedische Telefonnummer, sollte Swish eigentlich nichts im Wege stehen.

      Herzlichen Gruß aus Schweden
      Inka

      • Hallo Inka, danke und super dass Du dich gemeldet hast.
        Ich bin bei Handelsbanken und ich habe da schon nachgefragt. Die sagen mir, dass es nur mit Personennummer geht. Das heißt aber nichts. Als ich das Kartenlesegerät haben wollte, ging es nicht. Als ich später einen anderen Mitarbeiter ansprach, gab er mir das Gerät sofort mit.🤨
        Im Juli bin ich in Hultsjö und dann fahre ich mal zur Bank.
        Nochmals ganz lieben Dank für deine schnelle Antwort.
        Bleibt gesund und schöne Grüße aus Hamburg
        Uwe

      • hallo, ja ich lese mit, ich habe swish mit einer deutschen handy-nr., wir mussten aber eine id-card vorlegen, um die bank-id zu bekommen und diese braucht man auf alle fälle,

  2. Hallo Marina und Inka,
    Ich war gerade bei Handelsbanken in Sävsjö.
    Die sagten, dass man bei denen keine Bank-ID für Swish ohne die Personennummer bekommt. Ich habe ihnen die Abrechnung von Skatteverket für 2020 und meine Steuernummee gezeigt.
    Keine Chance!!!
    Ich will jetzt mal bei Swedbank nachfragen.
    Schöne Grüße aus Hultsjö
    Uwe

  3. Schweden ist schon sehr „ausländerfeindlich“ in Bezahlsachen muss ich sagen. Du kannst kein Swish machen ohne Schwedisches Konto, du kannst kein Pay-TV (hier speziell Sport) abschließen wenn du kein SChwedisches Konto hast, du kannst nicht mal eine Spende machen oder Mitgliedschaft abschließen ohne Schwedisches Konto. Das ist ziemlich nervig und ich würde sagen überhaupt nicht fortschrittlich, sie kapseln sich hier voll ab.

    • Hej Du,

      danke für Deinen Kommentar. „Ausländerfeindlich“, findest Du? Finde ich gar nicht. Wenn Pay-TV, Spende und Mitgliedschaft ohne schwedisches Konto nicht gehen, eröffnest Du einfach eins – das ist üblicherweise auch ohne Personennummer leicht möglich. Swish ist etwas anderes. Von irgendwo muss die Bezahlapp Dein Geld ja abbuchen. Logisch, dass es also mit einem schwedischen Konto verknüpft sein muss.

      Herzlichen Gruß aus Schweden
      Inka

  4. Hallo, ich grabe das Thema einmal wieder aus.

    Mein Kenntnisstand ist, Konto bekomme ich OHNE Personennummer. Eine Bank-ID könnte ich generell im Konto beantragen/einrichten/freischalten, hier benötige ich aber eine mit dem Konto verknüpfte Personennummer.

    ERGO -> nix Swish … und das in einem Land welches dem Bargeld den Krieg erklärt hat.
    Folglich hat sich in den letzten 2 Jahren nichts getan.

    Sollte jemand etwas anderes in Erfahrung gebracht haben oder einen Work Around am Start haben, bin offen für alles.

    • Hej TorBal, vielen Dank für Deinen Kommentar! Leider ist die Situation sogar noch schlimmer geworden: ohne Personen- bzw. Organisationsnummer ein Konto zu eröffnen, ist mittlerweile nahezu unmöglich. So setzt Schweden die EU-Vorgaben zum Geldwäschegesetz um. Ergo: das Swish-Vorhaben dürfte schon am Konto scheitern. Herzlichen Gruß aus Schweden!

      • Hallo Inka und danke für die Klarstellung bzgl. der Kontoeröffnung. Ich sehe die ernsthaften Problemchen auch erst bei „Schweden/2“ (z. B. = solche mit Zweitwohnsitz).
        Für nenn Urlauber ist die Situation zwar nerdig aber kurzzeitig zu ertragen.
        Wir haben dort ein Haus, somit ein berechtigtes Interesse und keine Probleme bei der Kontoeröffnung.
        Sehr wohl jedoch bei der Teilnahme am öffentlichen Leben ohne Swish (ok, aber ein kleinwenig Polemik sei mit gegönnt 😩).

  5. Hej Inka,
    aus meiner europäischen Sicht, ist und bleibt das Angebot nur eines landesbezogenen Zahlmittels -wie z.B. swish- diskriminierend.
    Das gilt nicht nur für Schweden sondern auch für beliebige andere europäischen Länder.
    Ausgenommen davon ist Barzahlung.
    Außerdem verstehe ich nicht, warum Swish nicht jedes auch ausländisches Bankkonto akzeptiert
    Der schwedische Bankenverbund, – der Swish meines Wissens kreiert hat-, muss sich somit den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit und damit Diskriminierung gefallen lassen.
    Mit lieben weltoffenen Grüßen

  6. Hallo,

    offensichtlich tut sich was in Europa.
    Momentan tut sich was in den Ländern Belgien, Frankreich und Deutschland.
    Hier ist ein neues „Swish“ oder „Twint“-ähnliches System an den Start gegangen, das sich „WERO“ nennt. Es ist ein Produkt der European Payments Initiative (EPI). Von ehemals 31 beteiligten Banken sind noch 16 übrig. Es soll PAYDirekt ersetzen.
    Internet-üblich werden alle positiven Merkmale hervorgehoben. Was es nicht kann, muss man wie üblich suchen.
    Da habe ich es mir einfach gemacht und die Hotline angerufen.
    Ernüchterung.
    WERO funktioniert nur zwischen WERO-Nutzern
    Belgien, Frankreich und Deutschland stellen z.Zt. die teilnehmenden Banken. Demnächst sollen die Niederlande dazu kommen.
    Irgendwann soll es auch mit Twint kommunizieren können. Ob auch mit Swish war nicht bekannt.
    Also wieder keine komplett europäische Lösung.
    Europa, quo vadis?

    Es wäre ja auch zu schön mit Twint, Swish und anderen nationalen Lösungen kommunizieren zu können.

    Mit freundlichen Grüßen

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