Last Updated on 14. August 2023 by Inka
Es gibt genau eine giftige Schlangenart in Schweden – die Kreuzotter. Eine davon hat gestern unseren Hund gebissen. Was haben die Wochenenden nur an sich, dass sie Un- und Notfälle förmlich anziehen?
Es ist Sonntag, 19:15 Uhr und wir haben den Feierabend eingeläutet. Chris ölt im Spätsommerlicht die Veranda, ich freue mich auf einen Raid in meinem Onlinespiel. Bevor ich mich ins Haus zurückziehe und den Computer starte, werfe ich unserem Hund noch einmal das Stöckchen zu. Es dauert diesmal einen Moment, bis Finn damit zurückkehrt. Da kommt er um Haus – humpelnd. Nanu? Zunächst ist nichts zu sehen, vielleicht hat er sich nur in einem Mauseloch das Pfötchen vertreten. Aber diesmal ist es anders: Er will seinen rechten Hinterlauf nicht belasten und legte sich sofort hin, um daran zu lecken. Da er vom Vorgarten angelaufen kommt, wo ich vormittags noch eine Kreuzotter fotografiert habe, bekomme ich sofort ein ungutes Gefühl.
Ich nehme ihn mit ins Haus, damit ich ihn im Auge habe. Als er schläfrig wird, wird mir flau im Magen. Ich rufe Chris; er kommt ins Wohnzimmer gestürzt, als er meine alarmierte Stimme hört. Finns Pfote wird schon dick, er selbst regelrecht apathisch. Wir finden zwei kleine Blutspuren am Bein. Jetzt gibt es keinen Zweifel mehr am Schlangenbiss. Wir lesen nach. Finn wiegt knapp 22 Kilogramm. Wenn die Giftdrüsen der Kreuzotter voll waren, kann das ins Auge gehen. Also zum Tierarzt. Doch wohin? Wusstet Ihr, dass beinahe alle sonntags geschlossen haben? Man kann ihnen auf den Anrufbeantworter sprechen und auf Rückruf warten. Geöffnet bzw. richtigen Sonntagsnotdienst haben nur die wirklich großen Tierkliniken in Lund, Malmö und Kalmar. In jede Stadt brauchen wir etwa zwei Stunden. So viel Zeit haben wir nicht.
Hilfe von den Nachbarn
Wir rufen unsere Nachbarn an, die uns erst letztens von einem ähnlichen Notfall im Familienkreis erzählt haben. Dieser Tierarzt ist zwar auch nicht zu erreichen, aber Jette kann eine Freundin mobilisieren. Sie ist auch Hundebesitzerin, arbeitet bei einem Tierarzt und hat für solche Fälle Cortison im Haus. Das wirkt zwar nicht als Gegengift, kann aber die allergische Reaktion abschwächen. Auch sie hat den Sonntagabend schon mit einem Glas Rotwein eingeläutet und will nicht mehr Auto fahren. Die Schweden sind da strikt. Also schwingen wir uns hinters Lenkrad und rollen vom Hof. Jette gabeln wir unterwegs auf, damit sie uns den Weg zeigen kann. Wir rasen durch Småland.
Die Freundin erwartet uns im Bademantel vor der Haustür. Sie schaut in den Kofferraum und murmelt Finn ein paar beruhigende Worte zu. Wir sollen ihn festhalten, damit er vor Schreck und Angst nicht beißt. Aber die Sorge ist unbegründet; er ist viel zu schwach. Sie setzt die Spritze ins Bauchfell. Jetzt können wir nur noch abwarten.
Die Nacht wird es entscheiden
Doch die Spritze scheint zu wirken. Finn zeigt recht schnell wieder Anteil an seiner Umgebung. Aber die Nacht wird es entscheiden. Finn schläft tief und fest; er ist erschöpft. Wir wachen und haben Angst, einzuschlafen. Aber alles verläuft gut.
Heute früh sind wir direkt zum Tierarzt gefahren. Finn macht zwar einen stabilen Eindruck und die Pfote schrumpft auch auf normale Größe heran, aber wir wollen Sicherheit haben. Jetzt wissen wir, dass er einen kräftigen und gleichmäßigen Herzschlag hat und seine Blutwerte in Ordnung sind. „Der Rest kommt von allein“, sagt der Tierarzt. Falls sich die Pfote entzündet, sollen wir wiederkommen. Damit das möglichst nicht passiert, muss der arme Kerl jetzt einen Kragen tragen. Außerdem ist Ruhe angesagt. Aber damit ist Finn sogar ausnahmsweise völlig einverstanden.
Randnotiz:
Seit heute Mittag regnet es. Aber der Regen perlt von dem halben Brett, das Chris gestern ölen konnte, wunderbar ab 🙂
Oh jeh der arme! Er sieht auf dem Bild so klein aus – ich dachte erst „Ist das wirklich Finn?“ – ihm auf jeden Fall gute Besserung!
Und zu dem Brett: Yeah!
Lieber Jonathan,
besten Dank für die Genesungswünsche! Finn ist nun wieder ganz der Alte. Er hüpft und springt wie eh und je. Ja, er sieht wirklich winzig aus auf dem Foto. Das ist die geknickte Körperhaltung, weil der “Kragen der Schande” so drückt 😉 Ein wahres Bild des Jammers^^
HG Inka