REKO-Ring: Vom schwedischen Erzeuger zum Konsumenten

REKO steht für Rejäl Konsumtion und bringt auf einfachem Weg die schwedischen Erzeuger und mit den Konsumenten zusammen (Logo: REKO-Ring).

Last Updated on 29. September 2023 by Inka

Jeden zweiten Dienstag verwandelt sich der Parkplatz hinter unserem ICA abends in einen kleinen Wochenmarkt. Aber nicht lange, nach einer Viertelstunde ist alles vorbei. Länger braucht es auch nicht, bis jeder Kunde seine vorbestellten Waren abgeholt hat. Deshalb gibt es auch keine Stände, sondern alles wird aus dem Kofferraum überreicht. Das Konzept heißt REKO-Ring, steht für Rejäl Konsumtion und ist ein einfaches Konzept für den Direktvertrieb zwischen den schwedischen Erzeugern und den Konsumenten.

Wir müssen uns eingestehen, dass momentan der Wurm drin ist: erst hat die Corona-Pandemie weltweit Lieferketten unterbrochen, die Arbeitslosigkeit vergrößert und die finanziellen Reserven vieler Menschen aufgezehrt. Jetzt lässt der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine Dünger, Energie und bestimmte Agrarerzeugnisse knapp und teuer werden. Zudem müssen wir uns auf extreme Wetterereignisse einstellen, die reiche Ernten durch Hitzeperioden, fehlenden Niederschlag und Dürren immer unsicherer machen. Und so beklagen zumindest die deutschen Konsumenten gerade die gestiegenen Lebensmittelpreise, während manche Erdbeer- und Spargelbauern aus Frust über die Preisgestaltungen des Handels ihre Ernte unterpflügen. Ein Dilemma für alle Beteiligten.

Bestellt wird über Facebook

Wir werden künftig vieles anders machen müssen, wenn Lebensmittel bezahlbar bleiben und alle satt werden sollen. Ein Direktvertrieb zwischen Erzeuger und Konsument löst ganz sicher nicht alle Probleme, aber er vermeidet zumindest Preissprünge durch viele unnötige Handels- und Verarbeitungsstufen. Bei uns in Schweden auf dem Land beschränkten sich die Einkaufsmöglichkeiten direkt vom Bauern bislang vor allem auf Gårdsbutiken. Wer in der Stadt wohnt oder dorthin zu fahren bereit ist, kann noch Wochenmärkte besuchen. Das Angebot wird nun um einen weiteren Vertriebsweg ergänzt: die sogenannten REKO-Ringe. REKO ist eine Abkürzung für Rejäl Konsumtion (auf dt. etwa: zuverlässiger Konsum) und ein Konzept, das die schwedischen Erzeuger und mit den Konsumenten über Facebook in Kontakt bringt.

Und so funktioniert das Ganze:

  • Jede größere Stadt oder Region hat ihren eigenen Reko-Ring. Es gibt also zum Beispiel den Reko-Ring Stockholm, Reko-Ring Växjö oder den Reko-Ring Malmö.
  • Jeder Reko-Ring hat seine eigene Facebook-Gruppe und einen eigenen Termin und Treffpunkt für die Auslieferung.
  • Etwa eine Woche vor Auslieferung posten die Erzeuger ihre Angebote in der Facebook-Gruppe.
  • Die Konsumenten bestellen, indem sie das Angebot kommentieren.
  • Der Erzeuger nennt den Gesamtbetrag und die Zahlungsmöglichkeiten (zum Beispiel Swish oder Bargeld).
  • Alle zwei Wochen treffen sich alle am vereinbarten Treffpunkt, damit die Produkte überreicht werden könnten. Es findet also kein Vor-Ort-Verkauf statt, sondern nur die Auslieferung vorbestellter Ware.

Die Idee stammt aus dem finnischen Österbotten, wo das Modell bereits 2013 gestartet ist. In Schweden wurde der erste REKO-Ring im Herbst 2016 in Grästorp gegründe. Im Januar 2021 gab es rund 220 aktive REKO-Ringe mit mehr als 800.000 Mitgliedern in den einzelnen Facebook-Gruppen. Die Arbeit der Hushållningssällskapet hat geholfen, die Idee der Reko-Ringe landesweit zu verbreiten. Bis Oktober 2021 war die Gesellschaft vom schwedischen Jordbruksverket damit beauftragt, Menschen in ganz Schweden zu motivieren, eigene REKO-Ringe ins Leben zu rufen, und ihnen bei den ersten Schritten unter die Arme zu greifen. Die Arbeit wurde aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums gefördert.

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Eine Karte mit den Reko-Ringen in Schweden (Stand: Oktober 2021)

Lebensmittel direkt aus der Region

Auch ich bin über Facebook darauf aufmerksam geworden. Erst Anfang März hat unser Dorf eine eigene Facebook-REKO-Gruppe; die Nachricht hat sich in Windeseile verbreitet. Seitdem ist dort richtig was los. Beinahe täglich stellen die Erzeuger neue Angebote ein: Milch und Milchprodukte, Fleisch und Wurstwaren, Brot und Backwaren, Obst und Gemüse, Eier, Honig, Wolle und vieles mehr. Alles, was hier in der Region jetzt geernet und verarbeitet werden kann, wird dort angeboten. Jeden zweiten Dienstag können sich die Konsumenten dann mit den Erzeugern treffen und ihre Bestellungen entgegennehmen.

Deutsche Backwaren von Tybako AB

Das Schöne daran: viele verderbliche Waren werden nur auf Vorbestellung geschlachtet, gebacken oder eingekocht; Lebensmittelverluste werden so deutlich minimiert. Wir können uns wirklich lokal produzierten Lebensmitteln sicher sein, denn alle Erzeuger haben ihren Betrieb irgendwo in der Region. Wie der von Anne-Margarete und Frank: nur etwa 25 Kilometer ist ihre Bäckerei von uns entfernt. Die beiden Deutschen haben die Tybako AB erst im Januar 2021 in der Nähe von Tingsryd wiedereröffnet, nachdem sie vorher 14 Jahre weiter nördlich in der Hultsfreds kommun gelebt haben. Sie backen deutsch: unter anderem Sauerteigbrote, Brötchen, Kuchen, Torten und Schokoladenspezialitäten, plus diverse saisonale Produkte. Neu im Sortiment ist zum Beispiel der Ukrainer, eine Abwandlung des bekannten Amerikaners. Den Zuckerguss haben die beiden gelb-blau eingefärbt, fünfzig Prozent seiners Verkaufspreises spenden sie an das schwedische Rote Kreuz.

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Konsumenten bezahlen keine Handelsstufen mit

Für Anne-Margarete und Frank sind die REKO-Ringe ein wichtiger Absatzkanal. „Wir sind sogar in mehreren REKO-Ringen aktiv. Dienstags treffen wir unsere Kunden im Raum Tingsryd, mittwochs um Karlskrona und donnerstags rund um Älmhult„, erklärt Frank. Das ist möglich, weil das Mitmachen völlig kostenlos ist und zwar für beide Seiten – es gibt weder Mitgliedsgebühren, noch Verkaufsprovisionen. Die beiden fahren eine große Runde und liefern sämtliche Vorbestellungen an den vereinbarten Treffpunkten ab. Am Ende gibt es nur Gewinner: weil es keinen Zwischenhandel gibt, landet der volle Verkaufserlös beim Erzeuger. „Auf diese Weise bekommen wir zurück, was unsere Produkte Wert sind.“ Denn Qualität ist den beiden wichtig. „Unser Mehl beziehen wir aus einer regionalen Mühle, die auf den Zusatz von Mehlbehandlungsmitteln verzichtet“, sagt Frank. Außerdem sind ihre Waren frei von Sojalecithin und Palmöl.

Für alle, die nicht bei Facebook sind, bieten Anne-Margarete und Frank zusätzlich die Bestellung über den Onlineshop an. „Im letzten Schritt lässt sich dann auswählen, ob man seine Waren am REKO-Treffpunkt oder bei uns in der Butik abholen möchte. Auf diese Weise erreichen wir mehr Kunden.“ Ab dem Sommer 2023 lohnt es sich, die vorbestellten Waren immer mal in ihrer Tingsryder Butik abzuholen. „Dann wird unsere Terasse fertig sein, so dass sich dann eine Fikapause in der Sonne machen lässt.“

REKO-Ring in Kürze REKO-Ring in Kürze
REKO-Ring steht für Rejäl Konsumtion und bringt auf einfachem Weg die schwedischen Erzeuger und mit den Konsumenten zusammen. Weitere Infos bekommt Ihr auf der Homepage des auf der Hushållningssällskapet oder auf der Facebook-Seite der schwedischen REKO-Organisation.

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