Last Updated on 23. Oktober 2023 by Inka
Beinahe hätten wir im täglichen Trubel den nationaldagen vergessen. Das wäre blöd gewesen, denn dann hätte ich mit Junior vor geschlossenen Kindergartentüren gestanden. Der 6. Juni ist in Schweden nämlich Feiertag.
Ihr seht: Alle schwedischen Feiertage habe ich noch nicht verinnerlicht. Das wäre anders, wenn ich hier in Schweden im Angestelltenverhältnis wäre. Aber als Freiberuflerin mit nahezu ausnahmslos deutschen Auftraggebern bin ich in dieser einen Hinsicht noch nicht vollständig angekommen. Wie gut, dass im Kindergarten ein Kalender hängt, auf dem alles notiert ist, was für die Kinder und deren Eltern relevant ist: Ausflüge, Aktivitäten, Geburtstage, der Speiseplan und zum Glück auch der nationaldagen am 6. Juni.
Ein wichtiges Datum im Geschichtsunterricht: Der Feiertag kennzeichnet Schwedens Unabhängigkeit als eigenständiger Staat, denn bis ins 16. Jahrhundert stand das Land als Teil der Kalmarer Union unter dänischer Vorherrschaft. Gustav Wasa war es, der Bauern und Bergarbeiter um sich scharrte und die Dänen nach und nach aus Schweden vertrieb. Der 6. Juni 1523, der Tag seiner Wahl zum König, gilt als Ausstieg Schwedens aus der Kalmarer Union und wurde deshalb zum Schwedischen Nationalfeiertag erklärt.
Im Alltag fand der Tag viele Jahrhunderte kaum Beachtung. Das änderte sich etappenweise: seit 1916 werden diesem Anlass zu Ehren die schwedischen Flaggen gehisst, 1983 wird der Tag zum Feiertag erklärt. Aber erst 2005 wird die entscheidenste Maßnahme eingeführt: arbeits- und schulfrei. Und siehe da: So etwas zieht immer. Seitdem hat der nationaldagen die Bedeutung, die ihm gebührt.
Tag der Neubürger
Der Stellenwert in der Bevölkerung hängt vielleicht mit noch einem weiteren Event zusammen. Am 6. Juni begrüßt Schweden jährlich offiziell seine Neubürger, also diejenigen, die die schwedische Staatsangehörigkeit angenommen haben. In jeder kommun finden feierliche Veranstaltungen dazu statt. In Göteborg stand diesmal Katja im Mittelpunkt des Geschehens – noch eine Deutsche in Schweden. Zusammen mit Melody aus Nigeria, José aus Venezuela und Nazreena aus dem Irak vereint unter der blau-gelben Flagge. Auf Schwedenstube erzählt sie darüber.
Ich bin ein klein wenig neidisch – wir müssen uns noch gedulden. Erst nach fünf Jahren dürfen wir die schwedische Staatsbürgerschaft beantragen. Bald, bald, bald …
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