Last Updated on 8. Februar 2023 by Inka
Vom Abenteuer, selbst auszubrüten
Wenn unser Nachbar vorbeischaut und nach seinen Rindern sieht, schnacken wir meist eine Weile über den Gartenzaun. Über das Wetter, unseren Jungen, unsere Hühner. Bei einem dieser Gespräche kam ihm eine Idee: seine Schwiegertochter könnte uns doch mal ihre neue Brutmaschine ausleihen. „Eine tolle Erfahrung für Kinder“, strahlte der mehrfache Großvater. Unsere Begeisterung war zunächst verhalten; vorher wollten wir uns vergewissern, was sie als Besitzerin so davon hält. Doch unsere Sorge war unbegründet, sie war einverstanden.
Bis wir sie abholen konnten, mussten wir uns noch einige Wochen gedulden. Doch irgendwann Anfang Juni kam die SMS: „Die Brutmaschine ist frei; Ihr könnt sie haben, wenn Ihr wollt.“ Der Zeitpunkt war günstig. Ein paar Tage würden noch vergehen, bis wir genügend frische Eier vorrätig hätten. Dann noch weitere drei Wochen vom Beginn des Brütens bis zum Schlupf. So erreichen sie bis zum Frost eine vernünftige Größe, um zu den großen Hühnern in den Stall einziehen zu können.
Das nötige Hintergrundwissen hat sich mein Mann in Fachbüchern und Foren angelesen. Zusätzliche Praxistipps zum Umgang mit der Brutmaschine gibt es von unserer Nachbarin: wir sollen die Einsätze zwei Tage vor Schlüpftermin entfernen. Auf diese Weise können die Eier umherrollen, während sich die Küken darin in Schlupfposition bringen. „Das war es schon, mehr ist nicht zu tun“, freut sich unsere Nachbarin. Man merkt ihr an, wie stolz sie auf ihre Anschaffung ist. Den ganzen Rest macht die Brinsea Ovation 28 Advance Ex nämlich automatisch:
- die vier Einsätze bieten Platz für 28 Hühnereier und kippen automatisch, damit alle Eier rundum gleichmäßig erwärmt werden,
- die automatische Feuchteregelung hält die Luftfeuchtigkeit konstant,
- der doppelwandige Gehäusedeckel bewahrt Temperatur und Luftfeuchtigkeit (und hält die neugierigen Krabbelfinger unseres Zweijährigen ab),
- das Gerät zählt die Bruttage und beendet den Wendevorgang rechtzeitig vor dem Schlupftag.
Wir müssen nur noch warten.
Am Samstag, dem 6. Juni entdecken wir beim ersten Ei einen Riss in der Schale. Am Sonntag früh, genau 21 Tage nach Brutbeginn, steht ein schwarzes, nasses Küken daneben. Über den Tag folgen noch vier weitere. Unsere Quote ist gut: aus acht Eiern sind fünf Küken geschlüpft, eins hat es leider nicht aus der Schale geschafft. Seufz. Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass sie sich nicht alle als Hähne entpuppen.
Mittlerweile sind die fünf Geschwister knapp zehn Wochen alt. Aus den mageren, nassen Dingern haben sich stattliche Junghühner entwickelt: drei Hennen und zwei Hähne sind es geworden. Längst sind sie ihrer Behausung unter der Wärmelampe entwachsen und in den Kükenstall im Garten umgezogen. Und verändert haben sie sich! Immer deutlicher sind die Eltern zu erkennen. Der schwarze Hahn geht nach seiner Welsumer-Mama, bei den anderen kommt die Kreuzung aus Silverudds Blue und Eksjöhönan durch. Und flügge werden sie auch: morgens krächzt es leise aus dem kleinen Häuschen hervor. Früh übt sich, wer ein stolzer Hahn werden will!
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