Last Updated on 3. August 2023 by Inka
Zwei Jahre habe ich diese unliebsame Aufgabe vor mir hergeschoben. Halt, stimmt nicht ganz: nur in Schweden habe ich mich nicht getraut. In Deutschland habe ich geschummelt und die Gelegenheit genutzt. Aber das ist keine Dauerlösung und manchmal muss man einfach mutig sein.
Ich war beim frisering!
Nun denkt Ihr sicher, dass ein Haarschnitt doch keinen Blogbeitrag wert ist. Das sehe ich anders: schließlich wusste ich ja schon bei einem deutschen Friseur nicht, ob ich mich danach wiedererkennen würde. Ich war jedes Mal wieder darüber erstaunt, wie sehr man trotz gemeinsamer Muttersprache aneinander vorbeireden kann. Und wie viel persönliche Note sich in einem Spitzenschnitt unterbringen lässt. Umso spannender also, wie ich aussehen würde, wenn diese gemeinsame Basis fehlt. Mental hatte ich mich schon auf einen kinnlangen Bob und Vollpony eingestellt.
Mit Spickzettel und Skizze vorbereitet
Deshalb habe ich mich vorbereitet. Bei unserer Nachbarin hatte ich mich erkundigt, ob man beim Friseur Trinkgeld gibt. Ist nämlich insgesamt in Schweden eher unüblich. So auch hier: bestenfalls rundet man knapp auf. Auch Kartenzahlung bietet der kleine Laden nicht an. Das ist ebenfalls gut zu wissen, weil ich hier in Schweden kaum Bargeld mit mir herumtrage. Entweder also bar zahlen oder Swish nutzen, die allseits beliebte Smartphone-App. Außerdem habe ich die wichtigsten Vokabeln nachgeschlagen – blöd, dass unser Langenscheidts das schwedische Wort für Haarspitze nicht kennt.
Deshalb habe ich zusätzlich ein Bild gemalt.
Wenn kleine Finger Spuren hinterlassen
Aber das brauche ich gar nicht. Ulla macht instinktiv alles richtig. Das übliche „Und? Was machen wir heute?“ bleibt aus. Stattdessen schaut sie sich einfach meine Haare an. Sie fragt, wie viel ab soll und legt los. Geschnitten wird übrigens nass, da gibt es auch nichts zu diskutieren. Das ist in ihrem Salon so üblich. Punkt.
Beim Kämmen bemerkt sie meinen feinen Flaum am Ansatz – als ob die Haare erst kürzlich von kleinen Händchen ausgerupft wurden. Hat sie ganz richtig erkannt und schon sind wir im schönsten Smalltalk. Über Kinder reden die Schweden gern, genauso über den Sommerurlaub oder das Wetter. Sie weist mich auf Sweden Rock hin, das am Wochenende in Sölvesborg stattfindet. Und sie möchte natürlich wissen, was uns nach Schweden geführt hat.
Netter Smalltalk und ein spitzen Schnitt
Gefallen hat mir, dass es an der Kasse keine böse Überraschung gab. Habe lange nicht mehr exakt den Preis wie auf dem Aushang bezahlt. Welcher Friseur macht seine Preise heutzutage überhaupt noch öffentlich? Dürften die wenigstens sein, schließlich kann man dann nicht jeden Sprühnebel extra berechnen. Einmal zu viel „Ja“ gesagt beziehungsweise auf die Feststellung „Ihre Haare lassen sich aber schwer kämmen“ nicht schnell genug Einspruch erhoben – klingeling, Aufpreis! Und hier war sogar das finale Styling mit drin. 225 Kronen all inclusive.
Tack så mycket, ich komme wieder 😉
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