Last Updated on 27. September 2023 by Inka
Auf Facebook bin ich in einigen Schweden-Gruppen aktiv. An den dort gestellten Fragen merke ich, dass sich unter Urlaubern ein Gerücht hartnäckig hält: dass Schweden teuer ist. Ob es stimmt oder nicht, ist nicht so leicht zu beantworten. Wie auch in Deutschland hängen die Lebenserhaltungskosten hierzulande von vielen Faktoren ab: zum Beispiel, ob man Eigenheimbesitzer oder Mieter ist, im Angestelltenverhältnis oder selbstständig, und wie das generelle Konsumverhalten aussieht. Für’s erste beschränke ich mich daher auf den Aspekt, der für Urlauber relevant ist: die Lebensmittel.
Wo fange ich an? Man kann sich dieser Frage über diverse wirtschaftliche Kennzahlen nähern. Ich könnte Euch jetzt erzählen, was Trading Economics zur schwedischen Lebensmittelinflation zu sagen hat oder wie der schwedische Verbraucherpreisindex aussieht. Aussagekräftig finde ich solche Zahlen jedoch nicht. Man kann sich darunter wenig vorstellen und meist sind sie weit von der eigenen Realität entfernt.
Manches ist günstig, manches nicht
Trotzdem: Schweden hat ein genauso individuelles Preisniveau wie Deutschland auch. Und so gibt es Lebensmittel, die hier ausgesprochen günstig sind. Heimische Agrarerzeugnisse und Milchprodukte gehören dazu. Andere Produkte sind im Vergleich zu Deutschland wiederum deutlich teurer. Paradebeispiel ist Alkohol, weil man neben der Alkoholsteuer auch 25 Prozent Mehrwertsteuer mitbezahlt. Auch mein heißgeliebter Direktsaft, im deutschen Aldi für etwa einen Euro pro Liter zu haben, kostet knapp das Dreifache – die Importwege sind lang. Davon abgesehen habe ich nicht mal Auswahl. In den ICA-Regalen steht nur der von Tropicana, alle anderen Marken sind aus Konzentrat.
Die deutsche Preisvorstellung im Gepäck
Ich vermute allerdings, dass nicht der Direktsaft das Gerücht über „das teure Schweden“ am Leben hält. Vermutlich bezahlen viele Urlauber wirklich mehr als zuhause – weil sie ihre deutsche Preisvorstellung im Gepäck haben und in Schweden nicht auf die Preise achten. Ist mir auch schon passiert. 2017 habe ich hier den teuersten Blumenkohl meines Lebens gekauft – ein etwa faustgroßes Exemplar für umgerechnet etwa fünf Euro. Hätte ich ihn nicht zu Babybrei verarbeiten wollen, wäre das mickrige Ding gar nicht im Einkaufswagen gelandet. Erst beim Bezahlen wurde ich stutzig und habe anschließend den Kassenbon gecheckt. Auch Paprika sind ein schönes Beispiel. In Deutschland ist der Tricolore-Pack am günstigsten, hier in Schweden kauft man die Früchte einzeln.
Kundenkarten lohnen sich
Über’s Jahr sind wir mit unseren Lebensmittel-Ausgaben etwa mit Deutschland gleichauf. Was man in die Bilanz unbedingt einberechnen muss, sind unsere Bonuschecks und Rabatte. Wir haben uns die ICA-Kundenkarte besorgt, die sich über’s Jahr gerechnet wirklich lohnt. Anders als der veckanspris, der jedem Kunden offen steht, erhalten wir mit der Kundenkarte zusätzlich jede Woche ausgewählte Lebensmittel zum reduzierten kortpris. Zusätzlich werden uns jeden Monat Artikel günstiger angeboten, die wir tatsächlich regelmäßig kaufen – endlich ein Vorteil, dass ICA unser Kaufverhalten kennt. Zuletzt sammeln wir bei jeden Einkauf Bonuspunkte, die wir im nächsten Monat einlösen können. Auf diese Weise kamen im vergangenen Jahr fast 300 Euro zusammen. Das finde ich schon richtig gut.
Aktionstage richtig ausnutzen
Was in unserer Kartenabrechnung nicht auftaucht, sind Rabatte aus großen Filialaktionen. Erst im Dezember gab es in unserem ICA 10 Prozent auf den gesamten Einkauf. Anlass war eine vorweihnachtliche Aktion, an der sich alle Einzelhändler in Ryd beteiligt haben. Solche Rabatte sind auch bei anderen Handelsketten üblich, zum Beispiel bei Lidl zum Black Friday. Und in Schweden ist es gar nicht so schlimm, einkaufen zu gehen, wenn alle einkaufen gehen.
- Versuche, Dich im Schwedenurlaub von Deiner deutschen Preisvorstellung zu lösen.
- Kaufe Produkte, die typisch schwedisch sind und nicht importiert werden müssen.
- Ziehe immer den Grundpreis als Entscheidungskriterium heran.
- Greife auf Eigenmarken der Handelsketten zurück. Die sind – wie in Deutschland auch – deutlich billiger als das vergleichbare Markenprodukt. Und stehen im Regal außerhalb der lukrativen Sichtzone.
- Versuche, Dir eine Kundenkarte von Deiner bevorzugten Handelskette zu besorgen. Bei ICA ist das sogar ohne Personennummer möglich. Einfach klicken bei Inget svenskt personnummer? Ansök här klicken.
- Achte auf Rabatte. In Schweden ist beispielsweise die Mechanik „günstiger, wenn Du gleich mehrere Produkte kaufst“ sehr verbreitet. Oft hängen an den Regalen auch Bonuscoupons.
- Achtung aber beim kortpris: Diesen Rabatt erhalten ICA-Kunden nur mit einer Kundenkarte. Ohne bezahlst Du den regulären Preis.
- Zahle möglichst mit Karte (sofern das für Dich nicht mit Zusatzkosten verbunden ist). In Schweden runden viele Handelsketten den Zahlungsbetrag für Barzahler, um Kleingeld zu reduzieren. Dabei kann man Glück haben oder nicht. Das mag beim Großeinkauf nicht ins Gewicht fallen, bei einem einzelnen Eis aber schon.
- Greife zu Großpackungen. Käse etwa kaufen die Schweden nicht in Scheiben, sondern am Stück. Am Tisch wird er dann mit einem Käseschneider frisch angeschnitten. Ist frischer und billiger.
- Bringe Dir exotische Lebensmittel und Alkohol aus Deutschland mit.
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