Last Updated on 11. April 2018 by Inka
Oder: Der erste Geburtstag ist etwas ganz besonderes.
„Herzlichen Glückwunsch zum Auspressjubiläum“, begrüßt mich morgens mein Mann. Er grinst. Ich muss schmunzeln, denn so kann man es auch nennen. Ein Jahr ist es her, dass ich unseren kleinen Jungen auf die Welt gebracht habe. Wow. Es gibt wohl kaum einen Zeitraum im Leben eines Menschen, in dem mehr passiert. Der erste Zahn, der erste Brei, die ersten Schritte. Heute ist der 27. November. Sein erster Geburtstag.
Ich glaube, ich habe am allermeisten auf diesen Tag hingefiebert. Von heute an sinkt das Risiko für den plötzlichen Kindstod rapide. Ein bisschen habe ich gehofft, dass es plopp macht und sich die Angst in Luft auflöst. Und tatsächlich ist sie nicht mehr allgegenwärtig, aber immer noch vorhanden. Wahrscheinlich wird sie nur von neuen Ängsten abgelöst: dass ich ihn irgendwann nicht schnell genug weggezogen bekomme, wenn er sich in Richtung Straße aufmacht. Und an die Zeit, wenn er selbst Auto fährt, mag ich heute noch gar nicht denken. So ist das wohl als Mutter.
Er ahnt nichts von meinen Sorgen. Er sitzt quietschvergnügt in seinem Tripp-Trapp-Stühlchen und mampft Porridge. Sein Geburtstag ist für ihn ein Tag wie jeder andere auch. Er merkt zwar, dass er irgendwie im Mittelpunkt seht. Weil er mit einem Ständchen geweckt wurde und neues Spielzeug bekommen hat. Aber die tiefe Bedeutung des Tages versteht er noch nicht.
Weil der große Tag heute auf einen Montag gefallen ist, vertagen wir die „große“ Geburtstagsfeier mit immerhin sechs Kaffeegästen auf das Wochenende. Aber Chris macht früher Feierabend und kommt zum Babyschwimmen mit. Mit Mama und Papa macht das Tauchen plötzlich richtig Spaß! Das Hin- und Herschwimmen zwischen den Eltern steht nämlich im Mittelpunkt des aktuellen Kurses. Ohne Chris bin ich dabei auf die Hilfe der Schwimmlehrerin angewiesen – das kommt gar nicht gut an. Dass ihn die Frau, die er eigentlich sehr mag, weil sie immer lustige Quietschetiere verteilt, von der Mama weg nimmt und ihn ins Wasser plumpsen lässt, wird mit empörtem Geschrei quittiert.
Auf dem Heimweg bringen wir uns aus dem ICA eine smörgåstårta mit. Sie kommt zwar nicht an die Selbstgemachte von unserer Nachbarin ran, ist aber trotzdem lecker. Und wie wir so beim Abendessen zusammensitzen, lassen wir den Tag vor einem Jahr an uns vorüber ziehen. Das menschliche Gehirn ist gnädig, manche Details waren bereits verblasst. Gut so, sonst wäre die Menschheit wahrscheinlich längst ausgestorben. Andere Momente werde ich wohl nie vergessen. Gut, dass ich alles niedergeschrieben habe.
Eigentlich wollte ich den Beitrag heute veröffentlichen. Ich kneife. Es ist mir immer noch unangenehm, meine Geburt mit anderen Menschen zu teilen. Vielleicht sehe ich das im nächsten Jahr anders.
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