Last Updated on 8. Februar 2023 by Inka
Zum Hundetraining im Grundgehorsam
Allmänlydnad heißt so viel wie „Grundgehorsam“ und ist der Name des Kurses, für den ich mich mit Finn angemeldet habe. Nachdem das zweite Halbjahr 2015 ganz im Zeichen des Umzugs und des Sprachkurses stand, über den Winter in der Hundeschule nichts angeboten wurde und 2016 erst arbeitsbedingt und später zu Dritt zunächst anderes wichtiger war, will ich jetzt endlich wieder mit Finn was machen. Gestern war die erste Stunde.
Finn braucht nämlich einen Job. Und dringend wieder Kontakt zu anderen Menschen und Hunden. Rassebedingt ist er Fremden gegenüber schon immer höchst misstrauisch gewesen. Besser ist das durch seine neue Rolle als Wachhund natürlich nicht geworden – im Gegenteil. Zudem ist und bleibt er ein Leinenpöbler. Zu so viel Souveränität, dass er verdächtige Individuen und bellende Hunde gelassen ignoriert, haben wir ihn leider nie erzogen bekommen.
Da hat mich Allmänlydnad sofort angesprochen. Der Kurs liegt zeitlich günstig und mal wieder gezielt an Finns Schwächen zu arbeiten, kann ganz sicher nicht schaden. Außerdem will ich meine Bindung zu ihm neu stärken. Ich musste ihn in den vergangenen Monaten oft zurückweisen, wenn er schmusen wollte. 22 Kilogramm Australian Shepherd quer über dem Babybauch waren zunehmend unangenehm.
Deshalb bin ich in den Brukshundklubb eingetreten. In Deutschland waren wir damals sehr froh, mit Frau Siefert eine Hundeschule im Umkreis ohne Vereinsverpflichtung gefunden zu haben. Aber jetzt liegen die Dinge anders und ich habe die nötige Zeit für das, was solche Mitgliedschaften mit sich bringen.
Ich bin nervös vor der ersten Stunde. Da ich noch voll stille, muss ich auch Sohnemännchen mitnehmen. Würden meine beiden Männer mitspielen? Oder würde E. im Tragetuch lauthals seinen Unmut kundtun und Finn zum nervtötenden Kläffer werden? Zudem ist der Ausflug eine logistische Meisterleistung. Ich will vorher noch ein paar Wege erledigen und muss an viele Kleinigkeiten denken – vom Impfpass für den Hund bis zu den Wechselwindeln für den Kleinen.
Wir drei fahren mit genügend zeitlichem Puffer weg. Unter anderem steht der Optiker auf meiner Liste: Zwischenzeitlich konnte ich nämlich das bestellte Brillengestell testen und habe eine Wahl getroffen. Natürlich klappt alles bestens und ich parke eine Stunde zu früh vor dem Vereinsgelände. Macht aber nichts: so kann ich mich noch in Ruhe um E.s In- und Finns Output kümmern. Tut der guten Laune von beiden sicher keinen Abbruch.
Und dann geht es los: nach dem Papierkram starten wir mit einem kleinen Spaziergang durch den Wald. Zurück auf dem Gelände laufen nacheinander alle Halter mit ihren Hunden an den anderen vorbei – wie beim Abschreiten einer militärischen Ehrenformation. Das soll dazu dienen, dass sich alle Hunde riechen und kennenlernen können. Dann fragt die Trainerin von jedem die Erwartungen an den Kurs ab, während ihre zwei Helferinnen sich bei den anderen anhand kleinerer Übungen einen Überblick über den Leistungsstand verschaffen. Finde ich übrigens einen beeindruckenden Betreuungsschlüssel: drei Aufpasser für etwa zwölf Leute.
Finn halten alle aufgrund seines Alters für lugn (gelassen, still, ruhig), aber ich versichere ihnen, dass der Schein trügt. Deshalb schlägt sie uns noch Agility oder Nosework vor. Hatte mir auch gefallen, aber nun bleiben wir erstmal dabei. Beim nächsten Mal vielleicht. Zwischendrin machen wir schwedentypisch eine kleine fikapaus, danach geht es nochmal raus auf die Wiese. Dann sind die 135 Minuten auch schon rum.
Ich habe mir völlig umsonst Sorgen gemacht. Ich bin mächtig stolz auf meine zwei Männer. E. hat die meiste Zeit tief geschlafen und Finn war Prinz Charming in Person. Na gut, das bei-Fuß-gehen war eine Katastrophe, aber ansonsten hat er auf’s Wort gehorcht. Er saß, machte Platz, blieb an Ort und Stelle, bis er abgerufen wurde und hat kein einziges Mal zurückgebellt – und das, obwohl ihm einige der anderen Hunde durchaus Grund dazu gegeben hätten. Vielleicht ergibt es sich, dass manche Halter ihre Hunde vor oder nach dem Training miteinander spielen lassen. Die kleine Sally, eine einjährige Irish-Setter-Dame mit langen Beinen, hat es Finni ganz ordentlich angetan.
Es ist fast 21 Uhr, bis wir drei wieder zuhause sind. Müde, hungrig und glücklich 🙂
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