Last Updated on 1. August 2023 by Inka
Wow, da freut sich das Haushaltskonto: Heute hat uns die Försäkringskassan unseren Zuschuss zu den Stromkosten ausbezahlt. Ein ordentlicher Betrag, über den wir uns wirklich freuen. Ob jeder Schwede so viel zurückbekommen hat?
Nicht nur in Deutschland ist Strom deutlich teurer geworden. Auch unsere monatlichen Rechnungen hier in Schweden haben sich teilweise kostenmäßig fast verdoppelt. Ihr habt richtig gelesen: wir zahlen keine Abschläge. Wir haben unser Haus bereits 2015 mit intelligentem Stromzähler gekauft, der die verbrauchten Kilowattstunden jeden Monat an unseren Stromversorger übermittelt. Daher kennen wir die Preisentwicklung genau: im Dezember 2020 haben wir noch Strom im Wert von 1.985 Kronen verbraucht, im Dezember 2021 für 5.048 Kronen und im Dezember 2022 für 6.161 Kronen. In diese Werte fließt zwar der kalte, lange Winter 2021/2022 ein, in dem die Heizung öfters ansprang und länger lief als im Jahr zuvor, aber doppelt so kalt war es dann doch nicht 🙂 Außerdem müsst Ihr wissen, dass wir hier in Südschweden deutlich mehr für unseren Strom bezahlen, als dies in Nordschweden der Fall wäre.
Strom in Südschweden ist teurer als im Norden
Und das ist so: Seit November 2011 ist Schweden in vier sogenannte Elområden aufgeteilt (siehe Kasten rechts). In den Elområden 1 & 2 wird der Großteil des schwedischen Stroms produziert. Dort befinden sich unter anderem 90 Prozent der schwedischen Wasserkraftwerke, denn dort fließen die größten Flüsse. Allerdings wird nur wenig Strom verbraucht, denn in der nördlichen Hälfte Schwedens lebt gerade mal ein Viertel der schwedischen Bevölkerung.
Schweden hat vier Strombereiche:
- Elområde 1: Nördliches Norrland um Luleå
- Elområde 2: Südliches Norrland um Sundsvall
- Elområde 3: Mittelschweden um Stockholm
- Elområde 4: Südschweden um Malmö
Genau die umgekehrte Situation findet sich in der südlichen Hälfte Schwedens. In den Elområden 3 & 4 mit den Metropolregionen Stockholm, Göteborg und Malmö wohnt rund Dreiviertel der schwedischen Bevölkerung, die zusammen den Großteil des schwedischen Stroms verbrauchen. Weil es hier unten weniger raue Natur mit wilden Flüssen gibt, wird der Großteil des Stroms mit Kernkraft erzeugt und bei Bedarf mit Strom aus den Elområden 1 & 2 ergänzt. Wenn dies aufgrund von Einschränkungen in den Übertragungsnetzen nicht möglich ist, wird der Strom aus anderen Ländern importiert. Deshalb zahlen die Bürger in den Elområden 3 & 4 schon in normalen Zeiten etwa den doppelten Kilowattpreis, der den Bürgern in Elområde 1 & 2 berechnet wird. Dieser Preisunterschied ist als Ansporn für Investitionen gedacht, um den Strom künftig dort zu erzeugen, wo er auch gebraucht wird.
Strom-Zuschuss für schwedische Privathaushalte
Wenn dann diverse weltpolitische und weltwirtschaftliche Ursachen die Strompreise zusätzlich hochtreiben, wirds eklig. Deshalb hat sich auch die schwedische Regierung entschlossen, ihren Bürgern finanziell unter die Arme zu greifen. Bei der Verteilung hat sie sich für folgende Vorgehensweise entschieden:
Zusätzlich gibt es natürlich auch Angebote für Unternehmen.
Ausbezahlung der schwedischen Strom-Zuschusses
Wir hatten unsere Elstöd einfach irgendwann auf dem Konto, denn unsere Daten sind der Försäkringskassan bekannt. Ferienhausbesitzer mit Wohnsitz im Ausland erhalten zunächst ein Schreiben per Post. Darin werden sie aufgefordert, unter anderem ihre Bankverbindung anzugeben. Einige Wochen später wird ihnen ihr Zuschuss überwiesen.
Schwedische Debatte um Gerechtigkeit
Diese Verteilungsregeln finden nicht alle Menschen in Schweden gerecht. Die schwedische Miljöpartiet zum Beispiel kritisiert, dass zur Berechnung des Strompreiszuschusses nur der Stromverbrauch herangezogen wird, aber nicht das Verhältnis der Stromkosten am Haushaltseinkommen. Auf diese Weise profitieren von der Elstöd Leute wie wir, bei denen im Homeoffice täglich zwei Computer laufen. Die sich darüber natürlich wirklich freuen, aber existenziell nicht darauf angewiesen sind. Oder das finanziell gut aufgestellte Doppelverdiener-Paar aus dem Umland von Stockholm, das jedes Wochenende die Sauna aufdreht. Oder die Ferienhausbesitzer, die vor allem in ihrer Abwesenheit im Winter ein leerstehendes Haus anwärmen müssen. Aber der verarmte Renter in seinem Häuschen auf dem Land, der aus Kostengründen vielleicht nur mit dem Holzofen heizt, kriegt so gut wie nichts. Die Miljöpartiet wollte, dass die bereitgestellten Gelder in erster Linie bei den Haushalten ankommen, die darauf angewiesen sind. Sie hat vorgeschlagen, den finanziell angeschlagenen Haushalten einen Wohnzuschuss auszuzahlen. Außerdem vermisst die Partei Anreizsysteme, unnötigen Stromverbrauch zu verhindern. Dazu hatte sie Behilfen für Sanierungsmaßnahmen vorgeschlagen.
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